Der Mann, der gegen die Zeit kämpfte (2024)

"He's history ...", sagt einer der fiesen Typen, die gerade ihre Großkaliberwaffen in seine Richtung entleert haben, in einem Stakkato und einer Dichte, die keiner eigentlich überleben dürfte. Von Paul Kersey ist die Rede, dem einst großmütigen, souveränen, liberalen New Yorker Architekten, der erleben musste, wie seine Frau ermordet, seine Tochter vergewaltigt wurde, und der von da an von einem fürchterlichen "Death Wish" heimgesucht wurde. Die gnadenlose Rache, die er dann im gleichnamigen Film - deutscher Titel: "Ein Mann sieht rot" - an denen nahm, die ihm Familie und Existenz zerstört hatten, hat Charles Bronson zum größten amerikanischen Star der Siebziger und zum meistgehassten Mann der intellektuellen Kritiker gemacht. "Warum endet es, wenn ich mit dir zusammen bin, immer in Blut und Gewalt ..." fragt eine der Frauen in einem der vielen zwangsläufig folgenden Rache-Filme: "Ganz einfach, weil die ganze Stadt voller Blut und Gewalt ist. Du siehst sie nur, wenn du mit mir zusammenbist."

He's history ... Natürlich stimmt das nicht bei einem Mann wie Bronson, es hätte 1974 nicht gestimmt, beim ursprünglichen "Death Wish", und es hat 1994 nicht gestimmt, als der Satz wirklich fiel, im fünften Film der Serie, der dann der letzte Bronson-Film überhaupt sein sollte. Wie Bronson auftrat in seinen Filmen, in den Geschichten, die sie erzählten, das hatte mit Geschichte nichts zu tun, mit erlebter, erfahrener, körpernaher Geschichte. Und wenn einer stirbt wie Bronson, dann ist das, wie wenn ein Felsen plötzlich zersprengt oder ein Baum gefällt wird - eine Lücke wird schmerzlich spürbar, in einer Landschaft, in der man lange wie selbstverständlich gelebthat.

Solche tellurischen Assoziationen - diese Vorstellung von Urgestein - hängt bei Bronson mit seiner Herkunft zusammen. Als Charles Buchinsky ist er am 3.November 1921 in Ehrenfeld, Pennsylvania, einer Bergwerkstadt, in einer litauischen Familie als elftes von fünfzehn Kindern geboren worden. Mit sechzehn ist er in die Kohlenschächte eingefahren, 1943 wurde er eingezogen zur Army, nach dem Krieg hat er sich mit einfachen Jobs in New York durchgeschlagen, vom Maurer bis zum Gelegenheitskoch. Im Jahr 1951 hat er sich für die Schauspielerei entschieden und seinen Namen in Bronson geändert - aus Sorge, ein russisch klingender Namen könnte Verdacht erregen. Und in den Fünfzigern hat er eine Reihe schöner Rollen bekommen in Hollywoods Actionfilmen, bei Robert Aldrich, Delmer Daves, Sam Fuller - eine Portion Indianerrollen war dabei, seines schon damals stoischen Gesichts wegen. Er hat aber auch, für Roger Corman, einen knochenharten Gangster gespielt - in "Machine-Gun Kelly" 1958. Eine Zeit scheint das, in der ihm ein wenig von der entbehrungsreichen, verlorenen Jugend zurückerstattet worden ist. Eine Ahnung von Solidarität und Glück haben ihm jedenfalls zwei unvergleichliche Gruppenfilme von John Sturges beschert: "Die glorreichen Sieben" und "The GreatEscape".

Eine ganz andere Freundschaft hat seine Karriere dann weiterbefördert, über einen Umweg nach Europa. 1968 hat Alain Delon, von Machine-Gun Kelly begeistert, Bronson nach Frankreich geholt; gemeinsam haben sie "Adieu l'ami" gedreht, dem man bei uns den blöden Titel "Bei Bullen singen Freunde nicht" verpasste. Gleich darauf kam der Film, der ihn zur Westernlegende machte, als Rächer mit der Mundharmonika in Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod". Von nun an trug er, nicht nur bei den italienischen Fans, den Ehrennamen "Il Brutto" - derHässliche.

Bronson wirkt seltsam deplaciert in diesem Film, bleibt auf Distanz dem Genre gegenüber, und seinem Regisseur - als wollte er seinen Stoizismus jeder Ausbeutung entziehen. Und Leone, der mit diesem Film offensichtlich weg will von den dreckigen Italowestern seiner Anfänge und seinem Helden Eastwood, visiert das Epos an, die Western-Oper. Er hat sich sehr viel stärker auf Henry Fonda, den eleganten Schurken, und Claudia Cardinale, die Hure und Rächerin, konzentriert, und Bronson zusammen mit Robards an den Rand gedrängt - wo sie wunderbare Momente von Freundschaft und Kumpaneientfalten.

Der Erfolg in Europa brachte das erneute Interesse in Hollywood, die "DeathWish"-Phase. Bronson hat die Filme selbst verachtet, aber der Ruhm erlaubte ihm, mit seiner Frau Jill Ireland gemeinsam zu spielen, bis zu ihrem Tod, und hat ihm manche Rollen bei den jungen Regisseuren eingebracht - "Hard Times" zum Beispiel von Walter Hill, ein magisches Boxer-Märchen aus der Depressionszeit, in dem er noch einmal den Jungen aus dem Kohlestädtchen zu spielenscheint.

Die Einsamkeit hielt an; er ist der Proletarier unter den Stars geblieben, der Fremde auf der anderen Seite der Gleise, wo er seinen Auftritt hatte bei Leone. "1982 schrieb ich ein Treatment für ihn", erzählt Oliver Stone, "die Rolle eines Footballspielers, der versucht, durchzuhalten. Ich weiß nicht, ob er die Gelegenheit bekam es zu lesen, aber es war eine großartige Geschichte über einen Mann, der die Zeitbekämpfte."

Am Samstag ist Charles Bronson im Alter von 81 Jahren in Los Angelesgestorben.

Der Mann, der gegen die Zeit kämpfte (2024)

FAQs

What does the word "fuhrer" mean? ›

German (der) Führer, literally, the leader (title assumed by Adolf Hitler), from Middle High German vüerer, from vüeren to lead, bear, from Old High German fuoren to lead; akin to Old English faran to go — more at fare.

What does Mein Führer mean? ›

Usually, the person offering the salute would say "Heil Hitler!" ('Hail Hitler! '), "Heil, mein Führer!" ('Hail, my leader! '), or "Sieg Heil!" ('Hail victory! ').

What is life life is the nation the individual must die anyway beyond the life of the individual is the nation? ›

Life is the Nation. The individual must die anyway. Beyond the life of the individual is the life of the Nation… So many people have had to die, and then a man like that besmirches the heroism of so many others at the last minute.

Who said "Do not compare yourself to others"? ›

Quote by Adolf Hitler: “Do not compare yourself to others.

Is it OK to say Führer? ›

Modern German usage

In Germany, the isolated word "Führer" is usually avoided in political contexts, due to its intimate connection with Nazi institutions and with Hitler personally.

What is Adolf Hitler's nickname? ›

Führer, (“Leader”), title used by Adolf Hitler to define his role of absolute authority in Germany's Third Reich (1933–45).

What does Stein Reich mean? ›

adjective. (inf) stinking rich (Brit inf), rolling in it (inf)

What does jawohl mean? ›

Jawohl is an old fashioned form of saying yes which was/is mostly used in the military as it's longer and thus sounds more affirmative. Sort of like "Yes, sir".

What does "reich" mean in German? ›

Reich, (German: “Empire”), any of the empires of the Germans or Germany: the Holy Roman Empire (q.v.); the Second Reich, led by the Prussian Hohenzollerns (1871–1918); or the Third Reich of Nazi Germany (1933–45). See Germany. Britannica, The Editors of Encyclopaedia.

How many German soldiers froze to death in Russia? ›

In the winter of 1942/43, Hitler sacrificed twenty-two divisions through his command to hold out at Stalingrad. More than 100,000 German soldiers fell, froze, or starved to death even before the surrender of the Sixth Army. Over 90,000 men ended up in Soviet prisoner-of-war camps—only around 6,000 of them survived.

What if Germany won Stalingrad? ›

If the Germans won at Stalingrad, it may have meant the Soviets would not have been able to regroup and counter attack so successfully. If the Germans had captured Stalingrad without big losses, the Soviets may never have pushed them back, and the Normandy landings may never have happened.

How bad was Stalingrad? ›

The German 6th Army started the battle with over 250,000 soldiers, but by the end, only about 91,000 remained to surrender, and only about 5,000 of these would survive Soviet captivity. The Red Army also suffered heavy casualties, with estimates ranging from 1 to 1.5 million killed, wounded, or captured.

Is comparison a sin? ›

“Comparison isn't the thief of joy.” The Bible even assumes that some will be more Christlike and mature than others. Noticing these things isn't a sin, but a gift, and it need not lead to the evaporation of our joy, but can be the water for its growth. Holy imitation isn't about cramming ourselves into another's mold.

What does Jesus say about comparing yourself to others? ›

Don't compare yourself with others. Just look at your own work to see if you have done anything to be proud of. You must each accept the responsibilities that are yours. Whoever is being taught God's word should share the good things they have with the one who is teaching them.

Why is it toxic to compare yourself to others? ›

The danger of comparing ourselves to others is that our comparisons are never fair. Each one of us is a unique individual with characteristics and life events that are unique to only us.

Who was Adolf Hitler's son? ›

It is alleged that Hitler had a son, Jean-Marie Loret, with a Frenchwoman named Charlotte Lobjoie. Jean-Marie Loret was born in March 1918 and died in 1985, aged 67.

What is the Russian version of Führer? ›

In modern Russian, vozhd became exclusive for Communist leaders or chieftains of aboriginal tribes. The word is becoming somewhat obsolete and is being replaced by its English version, "leader". It is a counterpart to the word Führer in German.

Who was the last Führer of Germany? ›

Karl Dönitz was an unusual choice to succeed Hitler. He was a gifted naval officer and a devoted Nazi, but he had come up through the ranks of the military, not the Nazi party, unlike other prominent leaders of the Third Reich. Dönitz was born in 1891 in Grünau, Germany.

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